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Was ich als erstes mache, wenn ich OB werde:
Um thematische Prioritäten zu setzen und um klare Prozesse und Verantwortlichkeiten zu verabreden, werde ich die Senatoren und alle Amtsleiterinnen und Amtsleitern an einem Tisch versammeln.
Wenn ich eine Million im Lotto gewinne würde ich:
... die Million als zweckgebundene Schenkung an die Stadt zur Förderung von Kleinkunstprojekten geben.
Offene Fragen
Wie wollen Sie für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen? (Gerne mit Blick auf Drei- oder Vierraumwohnungen)
Entlastung des Wohnungsmarkts und damit gutes und bezahlbares Wohnen erreichen wir langfristig nur durch mehr Wohnungsbau mit allen Wohnungsgrößen. Flächen werden in Rostock so langsam knapp. Es gilt daher, mögliche sinnvolle Baulücken zu finden und in Absprache mit den Umlandgemeinden weiteres Bauland zu erschließen. Dazu werde ich mich mit den Gemeindevertreterinnen und -vertretern treffen und über mögliche Vereinbarungen sprechen. Ansonsten gilt es, so viel Wohnraum auf so wenig Fläche wie möglich zu bauen.
Welche Projekte aus der Vergangenheit (Buga und Co.) möchten Sie noch umsetzen? Welche neuen Ideen haben Sie?
Ich möchte die beschlossenen Projekte umsetzen. Das heißt, das Rostocker Oval (Brücke über die Warnow, Bürgerpark auf der alten Deponie, Warnowquartier und das Archäologische Landesmuseum) und zum Beispiel die Schwimmhalle im Nordwesten. Hinzukommen längst überfällige Sanierungen wie die der Societät. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtiger, die vielen beschlossenen Projekte umzusetzen und bestehende Bausubstanz modernisieren. Dabei geht es vor allem um Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit: inklusives und ökologisches Bauen. Wir brauchen zum jetzigen Zeitpunkt keine neuen Luftschlösser.
Wie sehen Ihre Pläne für Rostocks Verkehr aus? (Mautgebühren, Parkplätze, Radwege, ÖPNV)
Es gilt Mobilität zu ermöglichen oder auf andere Mittel umzulenken. Gebührenerhöhungen fürs Parken halte ich nur dann für gerechtfertigt, wenn die Rostockerinnen und Rostocker eine tatsächlich nutzbare Alternative haben.
Unter SPD-Oberbürgermeistern ist das Straßenbahnnetz immer ausgebaut worden. Diese Tradition möchte ich fortsetzen. Damit wir die zukünftigen Fördermittel aus Land, Bund und Europa nutzen können, müssen wir die Pläne bereits in der Schublade haben. Dazu gehört zum Beispiel die S-Bahn-Trasse zum Überseehafen und die Erschließung großer Stadtteile wie Reutershagen mit der Straßenbahn. Zu letzterem Beispiel hat die Bürgerschaft bereits eine Kosten-Nutzen-Untersuchung beauftragt.
Der Verkehr in Rostock soll für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerecht gestaltet sein. Radwege dürfen nicht einfach irgendwo aufhören. Um nicht zusätzliche Flächen zu versiegeln, werde ich mir mit der Verwaltung die Straßen genau anschauen. Verkehrsflächen möchte ich so umgestalten, dass Fahrrad- und Fußwege sicher sind.
Mit dem Mobilitätsplan Zukunft haben wir zudem eine gute Arbeitsgrundlage für die gesamte Mobilität in Rostock.
Weitere Fragen
1. Sollte Rostock das Ostseestadion kaufen?
Die Stadt, das Land und der Verein verhandeln darüber auf Augenhöhe. Die Details werden nicht öffentlich und unbürokratisch besprochen. Das werde ich definitiv vorantreiben.
2. Mehr als 200 Millionen Euro für ein neues Volkstheater: Durchziehen oder absagen?
Durchziehen, die Planungen des neuen Volkstheaters liegen im Zeit- und Kostenplan. Es sind bereits mehrere Millionen Euro, darunter auch Fördermittel in das Projekt investiert worden. Der Abbruch der Planungen oder ein Neustart würden zum Verlust dieser Mittel führen und ist daher nicht zu verantworten.
3. Stichwort Nahverkehr: Müssen Busse und Straßenbahnen günstiger werden?
Das 9€-Ticket hat gezeigt, dass die Menschen den ÖPNV nutzen, wenn der Preis und das Angebot stimmen. Ich setze daher darauf, dass der Bund gemeinsam mit den Ländern einen Nachfolger für das 9€-Ticket auf den Weg bringt. Die Stadt und insbesondere die RSAG arbeiten bereits jetzt mit dem Mobilitätsplan Zukunft (MOPZ) an einer Verbesserung des Angebotes.
4. Muss die RSAG ihr Liniennetz ausbauen?
Ja, der Mobilitätsplan Zukunft (MOPZ) sieht den Ausbau des Straßenbahnnetzes vor und es ist auch dringend notwendig bestimmte Stadtteile wie Reutershagen oder Gehlsdorf besser an das Schienennetz anzubinden.
5. Sollte Rostocks Innenstadt autofrei werden?
Es sind bereits Teile der Innenstadt autofrei, bzw. nur für Lieferverkehr freigegeben, z. B. die Kröpeliner Straße aber andere Teile z. B. die Lange Straße aus guten Gründen eben noch für den Autoverkehr zugelassen. Es geht bei einem guten Mobilitätskonzept für die Innenstadt um ein gleichberechtigtes Miteinander der verschiedenen Verkehre.
6. Was hat für Sie Priorität: Günstige Mietwohnungen oder Eigentum für Familien?
Wir brauchen Wohnraum in allen Wohnungsgrößen und dies muss auf so wenig Fläche wie möglich umgesetzt werden. Gleichzeitig muss die nächste Oberbürgermeisterin in der Lage sein wieder ein gutes Arbeitsverhältnis mit den Umlandgemeinden zu erreichen, denn die Region kann sich nur gemeinsam entwickeln. Mit anderen Worten: Wir brauchen beides. Da gibt es kein Entweder-Oder.
7. Soll es mehr reine Fahrradstraßen in der Stadt geben?
Dazu werde ich mir mit der Verwaltung die Straßen genau anschauen, um zu entscheiden, wo es sinnvoll ist und wo nicht. Wir brauchen ein gleichwertiges Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer, ohne dafür immer neue Grünflächen zu versiegeln.
8. Trotz Buga-Aus: Soll das Hafen-Areal für viel Geld aufgewertet werden?
Die Bürgerschaft hat beschlossen, dass ein Großteil der ehemaligen BUGA-Projekte trotzdem umgesetzt werden sollen, insbesondere da mit diesen Projekten Fördermittelzusagen verbunden sind. Als zukünftige Oberbürgermeisterin sehe ich mich an diesen Beschluss gebunden und würde diese Projekte mit meiner Verwaltung umsetzen.
9. Gendern: Werden Sie sich für eine Gender-gerechte Sprache stark machen?
Unsere Sprache beeinflusst unsere Wahrnehmung, daher versuche ich bewusst darauf zu achten, wen ich gezielt anspreche. Nichtsdestotrotz müssen wir schauen, dass solche Debatten dem eigentlichen Ziel, der Gleichbehandlung aller Menschen in unserer Gesellschaft, nicht im Wege stehen.
10. Muss die Stadt mehr Geld für schnelles Internet ausgeben?
Gemeinsam mit den Stadtwerken gibt es einen Plan wie die Internet-Infrastruktur in den kommenden Jahren ausgebaut wird. Diesen Plan müssen wir umsetzen und gleichzeitig bei Neubauten darauf achten, dass moderne Standards vorausschauend geplant werden. Wir können es uns zeitlich nicht leisten, Neubauten in wenigen Jahren erneut technisch aufrüsten zu müssen, nur weil wir jetzt gespart haben.
11. Sollte Rostock die Südstadt-Klinik an die Uni-Medizin verkaufen?
Nein, das Südstadt-Klinikum ist ein Eckpfeiler der kommunalen Daseinsvorsorge und muss daher unbedingt in städtischer Hand bleiben.
12. Würden Sie die Wirtschaftsförderung an sich ziehen?
Die Wirtschaftsförderung ist ein wichtiges Aufgabenfeld und muss so strukturiert und personell untersetzt sein, dass es gelingt, in den kommenden Jahren eine stabile Unternehmenslandschaft in Rostock zu festigen. Dazu gehört auch, dass die zuständigen Personen der Verwaltung und bei Rostock Business ein gutes Arbeitsverhältnis mit den Umlandgemeinden erreichen, denn die Region kann sich nur gemeinsam entwickeln.
13. Sollte Rostock wirklich Wasserstoff-Hafen werden?
Ja. Das wird der Kern zum Erhalt und zur weiteren Ansiedlung gut bezahlter Industriearbeitsplätzen sein; zudem ein wesentlicher Beitrag zu einer klimaneutralen Energieversorgung Deutschlands. Für die Umsetzung werde ich Bund, Land und die regionale Wasserstoffinitiative an einen Tisch holen.
14. Mehr Geld für die Kulturszene oder den Sport?
Die beiden Bereiche sind beide wichtig für eine lebenswerte Stadt und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie sollten zusammengedacht werden.
15. Ist das Betreuungsangebot für Kinder in Rostock ausreichend?
Rostock hat für jedes Kind einen KiTa-Platz. Das KiTa-Portal muss nachvollziehbarer und gerechter werden. Ab August 2026 gibt es einen Rechtsanspruch auf Hort-Betreuung. Meine Aufgabe als Oberbürgermeisterin wird es sein, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.
16. Ist die Corona-Pandemie beendet?
Nein. Aber wir haben genug gelernt und gute Impfstoffe, um als Stadtgesellschaft ohne große Einschränkungen damit umgehen zu können.
17. Kann Rostock noch mehr Flüchtlinge aufnehmen?
In einer Stadt mit wenig Wohnraum und knappen Schulplätzen, bleibt das für Rostock und den Landkreis eine Herausforderung.
Noch haben wir freie Kapazitäten. Laut Ausländerbehörde sind ca. 2700 Personen in Rostock registriert.
Auch wenn die Wohlfahrtsverbände einen großartigen Job machen, können wir sie damit nicht alleine lassen. Wir müssen die Beratungsstellen zu aktuellen politischen Entscheidungen informieren, koordiniert an einem Strang zu ziehen.
Durch die Erfahrung meiner Eltern kann ich sagen, dass die schnelle Anerkennung von Berufsabschlüssen, wie sie von der Bundesregierung aktuell vorbereitet wird, die Ankunft für Flüchtlinge enorm erleichtert. Davon profitieren wir alle, denn Deutschland braucht jedes Jahr zusätzliche Fachkräfte. Zudem beschleunigt der regelmäßige Kontakt mit den Einheimischen am Arbeitsplatz die Integration beidseitig (Deutsch lernen, tägliches Miteinander).
1. Welche konkreten Maßnahmen zur Förderung des Klimaschutzes im Bereich der Stadtverwaltung und der kommunalen Gebäude wollen Sie umsetzen?
Mit dem Beschluss „Klimaneutralität 2035 (2020/AN/1447) wurde ein Fahrplan geschaffen, der jetzt durch Verwaltung und die kommunalen Unternehmen mit konkreten Maßnahmen unterfüttert werden muss.
Im aktuellen Bericht über die Maßnahmen der kommunalen Unternehmen zur Klimaneutralität (https://ksd.rostock.de/bi/vo020?3--anlagenHeaderPanel-attachmentsList-0-attachment-link&VOLFDNR=1021692&refresh=false) ist zu erkennen, dass die Unternehmen bereits ihre Fuhrparks auf CO2-neutrale Fahrzeuge umstellen. „Auf WIRO-Gebäuden besteht eine Vielzahl von Photovoltaik-Anlagen. Ein Verwaltungsgebäude der WIRO nutzt den erzeugten Strom bereits zur Eigenversorgung. Eine Erweiterung der Eigenversorgung mit Photovoltaik-Strom für weitere Verwaltungsgebäude [der WIRO] wird geprüft.“
Die Versorger (Nordwasser GmbH und die Stadtwerke AG) setzen Künstliche Intelligenz (KI) zur Steuerung von Anlagen ein. Weiterhin werden genannt: energieautarke Wasserwerke im ländlichen Bereich und der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen (Wasserstoff, PV, Windkraft, Wärmerückgewinnung aus Trink- und Abwasser, Erdwärmenutzung sowie Biomasse).
„Konkrete Umrüstungsvorhaben betreffen die Errichtung der Großwärmepumpe durch die [Stadtwerke Rostock AG an der Kläranlage Bramow sowie die Heizkesselanlage der Kläranlage HRO (von Öl auf Erdgas/Faulgas).“
Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass die kommunalen Unternehmen bereits viele Schritte in Richtung Klimaneutralität tun.
Ich möchte gern meine Erfahrung aus der Landes- und Bundesverwaltung übertragen. Wir haben viele beschlossene Projekte in Rostock, die es umzusetzen gilt. Ich möchte prüfen, wie wir auch mit Fördermitteln die digitale Transformation vorantreiben und auch ins Ziel bringen. Soll heißen: eine moderne bürgerfreundliche Verwaltung zu schaffen. Aber so, dass es auch realistisch ist und keine falschen Versprechen. Die Nutzung von Photovoltaik auf allen sinnvollen Dachflächen werde ich vorantreiben, wie ich es bereits für die nachhaltigen Bauten für Land und Bund getan habe. Das Institut für Chemie ist beispielsweise so ein Vorzeigebau der Nachhaltigkeit, auch die Zollhochschule in Lichtenhagen wird ein entsprechendes nachhaltiges Quartier (Campus) erhalten. Der Schulterschluss zwischen Land, Bund und Stadt verhindert zudem, dass wir immer neu anfangen, sondern stattdessen vorhandenes Wissen nutzen.
2. Zur sog. Hafenerweiterung wird demnächst das Raumplanungsverfahren beginnen. Die/der OB‘in ist Mitglied der Verbandsversammlung des Planungsverbandes. Wie werden Sie als künftige/r OB‘in ihre Rolle im Raumordnungsverfahren und darüber hinaus Ihr politisches Gewicht als OB‘in nutzen, um sicherzustellen, dass es eine Änderung der Hafenausbaupläne zum Erhalt des einzigartigen Küstenüberflutungsmoores sowie von Warnow-Steilufer und Oldendorfer Tannen kommt?
Hier müssen zwei verschiedene Klimaschutzziele abgewogen werden. Die Entwicklung des Hafens zum Standort für erneuerbare Energien und grüne Gewerbegebiete auf der eine Seite und die Erhaltung des Moores als CO2-Speichergebiet auf der anderen Seite. Eine Aufgabe der Verwaltung wäre eine Analyse (Soll-Ist-Abgleich), welche Unternehmen wirklich an die Kaikante müssen und welche Unternehmen sich überhaupt ansiedeln wollen.
3. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie den Rad- und Fußverkehr fördern, ohne dafür Flächen neu zu versiegeln?
Die Bürgerschaft hat einen Radwegeplan beschlossen und diesen gilt es umzusetzen. Grundsätzlich sollten Radwege zu Ende gebaut werden. Für zukünftige Radwege sollten bestehende Straßenflächen genutzt werden, dabei muss aber der Verkehr gerecht für alle Teilnehmer gestaltet werden. Desweiteren ist es mein Ziel den ÖPNV zu stärken und die geplanten Ausbauarbeiten am Straßenbahnnetz wie im Mobilitätsplan Zukunft (MOPZ) voranzutreiben.
4. Die Hansestadt Rostock gehört zum Kreis von bundesweit 50 Modellkommunen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stärker in der lokalen Bildungslandschaft zu verankern. Inwieweit spielt BNE für Sie eine Rolle und wird das Thema auch strukturell und ressortübergreifend Einzug in die kommunale Verwaltung halten? Welche Notwendigkeit und Möglichkeiten sehen Sie, Klima- und Umweltthemen in den schulischen und außerschulischen Lernorten zu stärken? Setzen Sie sich für eine Koordinationsstelle Umweltbildung in der Stadtverwaltung und einen kommunalen Zuschuss für schulische und außerschulische Umweltbildung ein?
Für den Lehrplan ist die Landesebene zuständig (zu der ein enger Draht besteht, aber man natürlich nichts im Alleingang entscheiden kann). Nutzen von Fördermitteln für Projekte in den Schulen. Das Thema muss dann auch im Studium der Lehrkräfte vorkommen und entsprechend bei bestehendem Lehrpersonal mit Fortbildungen gefördert werden.
5. Soll Ihrer Meinung nach in der Rostocker Schulverpflegung ein höherer Anteil an klima- und umweltfreundlich produzierten Bio-Zutaten als 20 % festgelegt werden?
Bürgerschaftsbeschluss zur Kommunalisierung des Schulessens, der sich noch in der Umsetzung befindet. Das gibt uns die Möglichkeiten, die Produkte nach Nachhaltigkeit und Regionalität zu steuern, dabei aber auch den letztendlichen Preis im Blick zu behalten. Sozial und so.
6. Mit ihren ausgedehnten Mooren und Wäldern hat die Hansestadt Rostock eine herausragende Verantwortung für den Biodiversitäts- und Klimaschutz, also für die größten Herausforderung der heutigen Zeit. Die sich daraus ergebenden Aufgaben sind zu großen Teilen an das Stadtforstamt delegiert. Diese Behörde tritt einerseits als Wald- und Flächenbewirtschafter, als Vertreter des Flächeneigentümers und auch als Projektträger z.B. für touristische Vorhaben auf. Andererseits ist sie als Naturschutzbehörde die Genehmigungs- und Kontrollbehörde für die eigenen Vorhaben. Dies hat zu einem strukturellen Interessenkonflikt geführt. Wie soll dieser rechtstaatlich bedenkliche Zustand zur Wiederherstellung demokratischer Verwaltungsstrukturen und zur Sicherung rechtskonformen und transparenten Verwaltungshandelns korrigiert werden?
Die Verwaltung arbeitet nach Recht und Gesetz. Das Anforderungsprofil ist beim Forstamt natürlich nicht frei von Widersprüchen. Grundsätzlich müssen aber bei allen Verwaltungsentscheidungen unterschiedliche Rechtsgüter abgewogen werden. Hier müssen zwei verschiedene Klimaschutzziele abgewogen werden. Die Entwicklung des Hafens zum Standort für erneuerbare Energien und grüne Gewerbegebiete auf der eine Seite und die Erhaltung des Moores als CO2-Speichergebiet auf der anderen Seite. Mit Anna Kassautzki, Moorbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, oder Prof. Dr. Hans Joosten („Moor muss nass“) sowie Expert*innen im Bereich des Energiehafens werde ich im engen Austausch stehen.
7. Die Errichtung neuer Einfamilienhäuser steht im Widerspruch zu mehreren Nachhaltigkeitszielen, z.B. Klimaschutz, Verkehrswende, Bodenschutz u. a. Aus diesen Gründen fordert die Bürgerschaft seit Jahren einen flächensparenden Umgang mit den knappen Flächen in unserer Stadt. Neue Wohngebiete sollen so errichtet werden, dass kommunale Infrastruktur effizient genutzt wird und Folgekosten für unsere Kommune minimiert werden. Gleichzeitig gibt es seit Jahren in Stadtpolitik und Verwaltung den Wunsch, neue Wohngebiete für EFH auszuweisen. Dies geschieht mit der Begründung, ansonsten Steuergelder in das Umland zu verlieren. Welche Position beziehen Sie in diesem Thema bzw. Konflikt? Wollen Sie den Anteil von bisher etwa 11 % Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern vergrößern oder reduzieren?
Wir brauchen Wohnraum in allen Wohnungsgrößen und dies muss auf so wenig Fläche wie möglich umgesetzt werden. Niemand hat vor für den Wohnungsbau die Rostocker Heid abzuholzen.
Nichtsdestotrotz gibt eine Bauleitplanung und Flächenentwicklungspläne, die beschlossen worden sind. Aufgabe der zukünftigen Oberbürgermeisterin ist es zusammen mit den zuständigen Fachämtern diese Beschlüsse umzusetzen.
Bei der zukünftigen Flächenplanung bin ich dafür Baulücken, die sich nicht für Gewerbe eignen aber für Wohnbebauung genutzt werden können auch zu nutzen.
Gleichzeitig muss die nächste Oberbürgermeisterin in der Lage sein wieder ein gutes Arbeitsverhältnis mit den Umlandgemeinden zu erreichen, denn die Region kann sich nur gemeinsam entwickeln.
8. Kopenhagen wandelt jedes Jahr 2 % der öffentlichen, innerstädtischen Parkplatzflächen in Aufenthaltsräume für Menschen um. Diesem Beispiel folgen auch Städte wie z.B. Leipzig. Ist das auch für Sie eine Möglichkeit Rostock neu und lebenswerter zu gestalten?
Ja, dabei ist aber zu bedenken, dass es innerhalb der Innenstadt mehrere Nutzungskonzepte für ein und dieselben Flächen gibt. Zwischen diesen berechtigten Interessen muss die Verwaltung einen guten Kompromiss finden.
9. Der Bereich Klimaschutz in der Stadtverwaltung Rostock ist stark unterbesetzt. Zum Vergleich: in Kiel gibt es 11 Stellen im Bereich Klimaschutz. Werden Sie sich für eine personelle Stärkung der Klimaschutzleitstelle einsetzen?
Die Hanse- und Universitätsstadt Rostock befindet sich momentan in einer Phase der bevorstehenden Haushaltssicherung. Im Rahmen dessen wird sich auch zu einer Umstrukturierung der Verwaltung kommen müssen. Diesem Prozess sollte nicht vorgegriffen werden, da die unterschiedlichsten Aufgaben der Stadtverwaltung mit Personal untersetzt werden müssen. Mir ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Amtsbereiche zu diesen Projekten wichtig.
10. In keinem Sektor kann die Stadt Rostock so viel Treibhausgas-Emissionen einsparen, wie bei der Fernwärmeversorgung. Wie werden Sie sich dafür einsetzen, dass der Wärmeplan umgesetzt wird und Rostock so bis 2035 unabhängig von fossilen Energieträgern wird?
Der Wärmeplan ist Beschluss der Bürgerschaft und somit Arbeitsauftrag für die Verwaltung. Es wird daher meine Aufgabe als Oberbürgermeisterin diesen Beschluss umzusetzen und bei aufkommenden Problemen in enger Abstimmung mit den beteiligten Fachämtern und der Bürgerschaft Entscheidungen zu treffen um eine Umsetzung plangerecht zu erreichen.
Ihre Themenschwerpunkte – was ist Ihnen besonders wichtig? (Bitte drei nennen)
Bezahlbares Wohnen, langfristige Entlastung des Wohnungsmarktes durch nachhaltigen und sozialen Wohnungsbau in allen Größen und Stadtteilen.
Moderne und bürgerfreundliche Verwaltung: pragmatische, digitale Prozesse, die adressatenorientiert entwickelt werden. Realistische Versprechungen, die durch bisher ungenutzte Fördermittel umgesetzt werden können.
Vernetzung von Wissenschaft, Kultur und lokaler Wirtschaft. Unterstützt durch eine aktive Verwaltung, die auf Vereine, Verbände und andere Akteure in der Stadt zugeht (Fördermittelvergabe, Rechtsfragen etc.).
Was können Sie besser als Madsen?
Im Konsens mit Verwaltung und Politik arbeiten. Verwaltungsstrukturen beachten und eine Behörde leiten, Entscheidungen umsetzen und Begonnenes beenden.
Was würden Sie als erstes umsetzen, wenn Sie OB werden würden?
Die Art der Zusammenarbeit, das heißt, alle an einen Tisch, holen, klare Prozesse, Verantwortungen und Strukturen finden und ein motivierendes, positives, entscheidungsfreudiges Arbeitsklima schaffen.
Wer wird Ihnen im Wahlkampf am gefährlichsten?
Wir alle wünschen uns einen fairen, demokratischen Wettbewerb. Die Rostockerinnen und Rostocker entscheiden letztlich darüber, wie es in der Stadt weitergeht. Gefahr ist keine Kategorie.
Wer wäre aus Ihrer Sicht für Rostock am gefährlichsten, wenn er oder sie die Wahl gewinnen würde?
Unstete, zu sehr an Macht orientierte und/oder antidemokratische Kandidaturen.
Was ist Ihr Lieblingsort in Rostock?
Die Plattenbaugebiete rufen bei mir immer ein positives Gefühl von Heimat hervor, da ich in einem solchen Viertel aufgewachsen bin. Dort fühle ich mich sehr wohl. Ich verbringe auch gern Zeit in den grünen Oasen Rostocks, wie zum Beispiel im IGA Park, am Gehlsdorfer Ufer, in Markgrafenheide oder den vielen anderen Parks.
1. Sportvereine sind große gesellschaftliche Knotenpunkte, die für eine Demokratiestärkung sorgen. Eine gute Ausstattung, ein Vorhandensein von Trainingsplätzen und -hallen in ausreichender Stückzahl, ist für die Sportvereine der Hansestadt Rostock unerlässlich, um gute Arbeit zu leisten. Was planen Sie in Ihrer Amtszeit dahingehend zu verändern?
Als Leistungssportlerin weiß ich gut, wie wichtig die richtige Umgebung für eine professionelle Entwicklung von klein auf ist! Daher müssen wir unsere Sportanlagen sanieren und modernisieren. An manchen Orten in der Stadt muss auch komplett neugebaut werden, um die Angebote zu schaffen, die bisher ausgeschlossene Teile der Bevölkerung zu erreichen. Da wir bei der Frage nach zusätzlichen Flächen in Rostock an natürliche Grenze stoßen, möchte ich nach weiteren Kooperationen zwischen Akteur*innen in der Stadt suchen (Schulen, Universität, Vereine, private Inhaber).
Die Bürgerschaft hat bereits ein Sportstättenentwicklungskonzept beschlossen. Dieses enthält einen Fahrplan, nachdem die vorhandenen Sportstätten in kommunaler Hand saniert und modernisiert werden sollen. Es ist nun an der Verwaltung und der Oberbürgermeisterin dieses Konzept umzusetzen. Gleichzeitig ist aktuell ein Sportentwicklungskonzept in der Erarbeitung – durch das zuständige Amt und in enger Abstimmung mit den Sportvereinen in der Stadt. Sobald dieses vorliegt und durch die Bürgerschaft beschlossen ist, ist ersichtlich, wie sich Rostock zukünftig im Segment Jugendsport, Breitensport und Profisport aufstellen wird. Diese Ziele dann mit konkreten Planungen zu untersetzen und den jeweiligen Bedürfnissen der Sportler*innen Rechnung zu tragen, ist wiederum Aufgabe der Verwaltung unter Führung der Oberbürgermeisterin.
2. Die meisten Vereine werden durch ehrenamtliches Engagement getragen, die Ehrenamtlichen stoßen aber immer wieder an Wissensgrenzen, z.B. wie und wo finanzielle Mittel aufzutreiben sind oder vereinsinterne Konflikte gelöste werden. Welche Unterstützung können die Rostocker Vereine in Ihrer Amtszeit erwarten?
Die Trainer*innen erhalten noch nicht die ausreichende, finanzielle Unterstützung. Dabei sind es gerade diese Menschen, die ehrenamtlich ihre Zeit investieren und unsere Kinder und Jugendlichen für Sport begeistern. Daher möchte ich mich für mehr Anerkennung stark machen, z. B. durch eine Ausweitung der Ehrenamtskarte. Gleichzeitig möchte ich das Amt für Sport, Vereine und Ehrenamt stärken, so dass es in der Lage ist, allen Vereinen in der Stadt, unabhängig ob Sportvereine oder für andere Bereiche zuständig, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das heißt für mich auf Fragen der finanziellen Förderung, auf Fragen bei Rechtsproblemen und auf Fragen der Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildung antworten zu können, sowie direkt auf die Vereine zuzugehen, unterstützt durch eine digitale Plattform.
3. Rostock ist eine der Städte, in der der NSU gemordet hat. Mehmet Turgut wurde 2004 im Neudierkower Weg erschossen. Neben vielen Rostocker Vereinen und Initiativen fordern auch die Angehörigen die Umbenennung in Mehmet-Turgut-Weg. Wie stehen Sie dazu?
Ich trete für eine öffentliche Anerkennung von Mehmet Turgut, auch durch die Umbenennung der Straße, ein.
Der bisherige Prozess macht es uns allerdings nicht einfach. Es wurde bereits mehrfach versucht, eine Umbenennung zu initiieren. Leider fand sich dazu keine Mehrheit im zuständigen Ortsbereit. Auch die Anwohner*innen haben sich mehrheitlich dagegen ausgesprochen. Alternative Vorschläge, bspw. den Platz zu benennen, fanden ebenfalls kein Einvernehmen.
Da wir die Straßenbenennungssatzung nicht umgehen können, befinden wir uns in einer Sackgasse. Eine Umbenennung kann nicht einfach angewiesen werden. Sollte sich keine Einigkeit zu einem anderen Vorschlag finden, müssten wir abwarten, inwieweit sich durch eine veränderte Zusammensetzung des Ortsbeirats eine Mehrheit zur Umbenennung findet.
1. Was ist Ihre Vision für den Wissenschaftsstandort Rostock?
Die Wissenschaft soll nicht nur am Ortseingangsschild stehen, sondern ist Chance für Rostocks Zukunft. Rostock hat das Potential zum wichtigsten Wasserstoffstandort Deutschlands aufzusteigen. Wasserstoff wird in den nächsten Jahrzehnten zu einem wichtigen Rohstoff bei der Ablösung der fossilen Brennstoffe werden. Dort wo er produziert wird, werden sich auch andere Industrien ansiedeln und hochbezahlte Arbeitsplätze schaffen. Dieses Potential gilt es zu nutzen. Schon jetzt haben Bund und Land die Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Der Überseehafen hat mit seinen Partnern bereits Konzepte erarbeitet. Rostock muss nun einfach machen und nicht länger reden. Denn wir haben alles, was es für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur braucht: eine gute Anbindung im Ostseeraum, die Universität mit Ihren Partnern in der Forschung, gute Firmen und hochqualifizierte Beschäftigte. Ich werde es mir zur Aufgabe machen, alle wichtigen Partner an einen Tisch zu holen und endlich anzufangen.
2. Die Wissenschaft steht vor großen Herausforderungen: Wie kann es Rostock gelingen, dringend benötigte nationale und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Hansestadt als neuen Lebensmittelpunkt zu begeistern?
Dieses Ziel zu erreichen kann nur gemeinsam mit Hochschulen, Landes- und Bundesebene gelingen. Rostock kann ein lebenswertes Umfeld bieten dazu gehören ein attraktives kulturelles Angebot und auch bezahlbarer Wohnraum nicht nur für Wissenschaftler*innen sondern auch für Studierende.
3. Das neue Stadtoberhaupt prägt auch das Lebensumfeld für einen Großteil unserer Mitarbeitenden: Wie möchten Sie mit Ihrer Politik dazu beitragen, Rostock als attraktive und lebenswerte Stadt zu gestalten?
Für die Menschen in Rostock braucht es mehr als nur Arbeit und Schlafen. Wir wollen unsere Freizeit mit angenehmen Dingen verbringen und dazu gehört in besonderem Ausmaß die Kultur. Als Kind einer Cellistin ist sie für mich schon seit frühster Kindheit sehr prägend gewesen. Die Kultur braucht unterstützende Formate, denn die Menschen haben in der Pandemie verlernt kleinere Konzerte und Ausstellungen zu besuchen. Ohne Kreativität ist jedoch die Entwicklung der Stadt nicht möglich. Zu solchen Orten gehört nicht nur das Theater, sondern auch Kleinkunstbühnen, Clubs, Tanzschulen und freie Träger. An deren Förderung darf auch in Zeiten klammer Kassen nicht gespart werden.
4. Welche Erfahrungswerte bringen Sie persönlich mit, die Ihnen bei der Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft und Wissenschaft zugutekommen?
Ich bin keine Vollzeitpolitikerin. Ich bin eine Rostockerin, die jede Menge Erfahrungen mitbringt, wie eine große Verwaltung zu führen ist. Diese Fachlichkeit und Kompetent braucht Rostock dringend!
Eine Politik von Ankündigungen und Diskussionen, die wir in den letzten Jahren zu oft erlebt haben, darf es nicht länger geben. Ich werfe 13 Jahre Verwaltungserfahrung in der Landes- und Bundesverwaltung in die Waagschale. Schon heute verantworte ich jedes Jahr Bauprojekte von über 100 Mio. €, von denen auch viele in Rostock stehen. Aber nicht nur das Umsetzen von Baumaßnahmen gehört zu meinen Aufgaben, sondern auch das Führen eines Amts mit 170 Beschäftigten. Dazu gehören Menschen unterschiedlicher Fächer, Aufgaben und Geschichten. Mithin eine „Stadtverwaltung“ im Kleinen. Jeder hat dabei seine Aufgaben, muss motiviert werden. Konflikte sind zu moderieren und am Ende Entscheidungen in letzter Instanz durch mich zu treffen.
Diese Erfahrungen und Kompetenzen möchte ich als Oberbürgermeisterin nutzen, um die Stadtverwaltung nach dem Führungs- und Entscheidungschaos der letzten Jahre neu aufzustellen. Denn in der Verwaltung arbeiten viele hochqualifizierte Beschäftigte, die Sachen erledigen möchten. Dieses Potenzial gilt es für die Rostock zu nutzen.
Mit meiner bisherigen Arbeit prägte ich schon jetzt Rostock – geräuscharm und professionell. Als neue Oberbürgermeisterin möchte ich diesen Kurs nun fortsetzen